Der Tag


Das Gras ist nass; die Erde kalt,
Der Nebel fließt träge aus dem Wald.
Die Blumen geschlossen,
Die Menschen verdrossen,
Bis der erste kalte Sonnenfinger den Tau bizarr bemalt,
Und frierend das helle Licht durch die Gassen strahlt.
Der Morgen hat sich ergossen.

Die Sonne brennt; die Kraft gehemmt,
In der Hitze vom Schweiß getränkt.
Die Luft ist schwül,
Das Wasser kühl,
Der Schatten, der sich selten fand,
der milde, von Vögeln als Wonne erkannt.
Im Mittag schmilzt das Gefühl.

Die Grille zirpt; der Waldsee schweigt,
Der Himmel entflammt in Feurigkeit.
Der Feuer leckt,
Der Mensch sich reckt,
Die Lampen erlöschen in der Dunkelheit,
Die dem Licht das Ende verleiht.
Der Abend hat den Tag bedeckt.

Das Käuzchen schreit; der Uhu ruft,
Manch einsam wanderer fühlt sich versetzt in den Todes Gruft.
Die Fledermaus jagt
Bis es tagt,
Doch beim ersten kalten Licht
Ist das Graußen vorbei, der Wand'rer spricht:
"Dies war gewagt!"

Gomeck, 19.03.1990